Choose your country / language
Studie Customer & Commercial Excellence Corporate & Business Strategy

Open Finance: Kundenerwartungen und Bankenfokus

Nach jahrelanger Vorbereitung öffnen Schweizer Banken ihre Systeme erstmals auch für Privatkundinnen und -kunden: Multibanking wird Realität. Doch was erwarten die Kundinnen und Kunden von diesem Schritt? Antworten liefert die IFZ-Studie „Open Finance 2025“, die auf einer repräsentativen Befragung von rund 1000 Personen basiert. Der Beitrag fasst die zentralen Erkenntnisse zusammen.

In der Schweiz fördern verschiedene Open-Finance-Initiativen den Datenaustausch zwischen Banken und FinTechs. Ein wichtiger Meilenstein: Erste Banken bieten Privatkundinnen und -kunden eine konsolidierte Kontenübersicht, ein Service, der im Firmenkundensegment längst etabliert ist. Im internationalen Vergleich, insbesondere mit Asien, besteht jedoch Nachholbedarf. Laut Swissbanking hat Open Finance das Potenzial, die Schweizer Bankenlandschaft grundlegend zu verändern. Wie stark und in welcher Form dies geschieht, wird massgeblich durch die Kundenbedürfnisse bestimmt.

Auf dieser Grundlage untersuchte das Institut für Finanzdienstleistungen, welche Wünsche und Erwartungen Schweizer Bankkundinnen und -kunden an Open Finance haben.

Kundenbedarf: Wunsch nach einer zentralen Super-App

In Asien gehören Anwendungen wie WeChat oder Alipay längst zum Alltag: Sie ermöglichen die Abwicklung von Bank-, Versicherungs- und Zusatzdiensten in einer einzigen App. Auch viele Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich ein solches Angebot. Auf die Aussage „Ich würde es schätzen, wenn ich alle meine Bank- und Versicherungsgeschäfte bei allen Instituten mit nur einer App erledigen könnte“ reagierten die Befragten wie folgt:

  • 42 % befürworten eine solche App,
  • 30 % lehnen sie ab,
  • 28 % sind unentschieden oder ohne Meinung.

Mit zunehmendem Alter sinkt die Zustimmung, während sie im Tessin mit 49 % am höchsten ist. Geschlechts- oder Vermögensunterschiede spielen kaum eine Rolle.

Das Bedürfnis nach einer zentralen Plattform ist also vorhanden, doch die hohe Zahl Unentschlossener zeigt Unsicherheit. Laut den Studienautoren liegt das einerseits daran, dass viele sich den Nutzen einer noch nichtexistierenden Lösung schwer vorstellen können. Andererseits verfügen etwa 30 % der Befragten nur über eine einzige Bankverbindung. Die geringere Zustimmung älterer Befragter erklären die Autoren mit Skepsis gegenüber technologischen Neuerungen. Dennoch erwarten sie, dass eine gut ausgestattete Super-App auch skeptische Kundinnen und Kunden überzeugen könnte.

Neue Funktionalitäten: Weniger Aufwand, mehr Übersicht

Die Befragten wünschen sich von neuen Finanzlösungen vor allem Vereinfachung und Struktur, insbesondere bei der Verwaltung von Dokumenten, Rechnungen und Belegen sowie bei der Gesamtsicht über das Vermögen. Besonders wichtig sind eine übersichtliche Belegaufbereitung und eine strukturierte Dokumentenablage.

Jüngere Erwachsene unter 40 Jahren mit mittlerem oder höherem Vermögen bewerten sämtliche Funktionen überdurchschnittlich positiv. Personen ab 60 Jahren zeigen sich, unabhängig vom Vermögen, zurückhaltender.

Beliebte Zusatzfunktionen einer integrierten App sind laut Studie:

  • Automatisches Ausfüllen von Steuererklärungen bzw. Wertschriftenverzeichnissen
  • Automatisierte Ablage aller Verträge
  • Zentrale Verwaltung von Abonnements mit Optimierungsvorschlägen
  • Nutzung von Rabatt- und Cashback-Programmen
  • Vereinfachtes Bezahlen von Rechnungen
  • Finanzproduktangebote nach individuellen Bedürfnissen

Diese Ergebnisse verdeutlichen: Kundinnen und Kunden wünschen sich nicht nur bessere Finanztools, sondern auch Entlastung bei zeitaufwendigen administrativen Aufgaben. Open Finance in Verbindung mit KI eröffnet hier neue Möglichkeiten. Aufgrund ihres hohen Vertrauensbonus haben Banken und Versicherungen eine starke Ausgangsposition, um solche Mehrwertangebote zu entwickeln.

Bankensicht: Technik im Vordergrund, Kunden im Hintergrund

Interviews mit Banken unterschiedlicher Grösse zeigen: Der aktuelle Fokus liegt stark auf der technischen Umsetzung von Open Finance und kurzfristigen Effizienzgewinnen, etwa durch Automatisierung und Kostensenkungen. Die Kundenbedürfnisse stehen dabei oft noch nicht im Mittelpunkt.

Die Studienautoren betonen, dass Banken nur dann vom Potenzial von Open Finance profitieren, wenn sie ihren strategischen Fokus erweitern: Weg von einer produktzentrierten Sichtweise, hin zu einer kundenorientierten Service-Strategie, die auch Kooperationen mit Drittanbietern einschliesst.

Fazit

Schweizer Bankkundinnen und -kunden erwarten in erster Linie Vereinfachung ihres Alltags, durch gebündelte Finanz- und Verwaltungsfunktionen in einer App sowie durch intelligente Automatisierungen. Banken und Versicherungen geniessen hierbei grosses Vertrauen, befinden sich jedoch vielfach noch in einer technisch geprägten Umsetzungsphase. Um das Potenzial von Open Finance, insbesondere in Kombination mit KI, voll auszuschöpfen, müssen sie den strategischen Fokus stärker auf Kundennutzen und Integration richten.

Downloads

Open Finance: Kundenerwartungen und Bankenfokus

IFZ-Studie herunterladen